48 Teilnehmenden aus 14 Ländern Europas setzten sich intensiv mit den Themen auseinander.
Bild: ELKB
Europäisch-Ökumenische Studienkurs
„Alter Wein – neue Schläuche“
Seit über 50 Jahren bietet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ökumenisch engagierten, hauptberuflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden aus unterschiedlichen christlichen Konfessionen und Kirchen Europas die Gelegenheit zu einer intensiven zehntägigen Begegnung. Das Studienzentrum Josefstal ist Kooperationspartner und Tagungsort inmitten der Natur – mit einzigartiger Lage am Fuße der bayerischen Alpen, nahe des Schliersees.
Save the date: Europäisch-okumenischer Studienkurs 2024 vom 3. bis 12. Juni 2024 in Josefstal mit dem Thema „Alter Wein – neue Schläuche – Tradition und Transformation in den christlichen Kirchen“
Zwischen Tradition und Transformation
Jedes zweite Jahr verbindet das internationale ökumenische Team die Kursvorbereitung mit dem Besuch in einer europäischen Kirche, aus der Teilnehmende des Studienkurses entsendet werden. Das dient der Pflege und Vertiefung der gegenseitigen Beziehungen, vor allem aber auch dazu, aufmerksam zuzuhören, welche Themen die beteiligten europäischen Kirchen bewegen und vor welche Herausforderungen sich Land und Leute gestellt sehen. Die Erfahrungen fließen in die Ausgestaltung der Studienkurse ein und sensibilisieren die Mitglieder des Leitungsteams für die Lebenswelten der Teilnehmenden.
Vom 18. bis 22. Oktober 2023 war das Team zu Gast bei der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, die im Vorjahr die Einladung nach Tallinn ausgesprochen hatte. Untergebracht in den Gästehäusern der Heilig-Geist-Gemeinde und des Theologischen Instituts, arbeitete das Team im Hauptsitz der EELK auf dem Tallinner Domberg am Thema des nächstjährigen Studienkurses. Die Arbeit war eingebettet in Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirchenleitung, das Kennenlernen von diakonischen Projekten, u.a. des beeindruckenden Engagments der EELK in der Unterstützung und Seelsorge für Geflüchtete aus der Ukraine, und dem Besuch ausgewählter Gemeinden.
Rückblick Europäisch-Ökumenischer Studienkurs 2023
Vom 15. bis 24. Mai 2023 kamen 48 Teilnehmende aus 14 Ländern Europas in Josefstal zum 55. Europäisch-Ökumenischen Studienkurs zusammen. „Christliche Freude im Angesicht des Kreuzes“ – das war das Thema. Impulse aus unterschiedlichen konfessionellen und religiösen Blickwinkeln brachten die Gruppe, die sich in diesem Jahr aus 48 Teilnehmenden aus 14 Ländern Europas zusammensetze, in eine intensive Auseinandersetzung über den Umgang mit Erfahrungen von Freude und Leid in zwischenmenschlichen wie gesellschaftspolitischen Kontexten.
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Den inhaltlichen Ausgangspunkt bildete eine jüdische Annäherung an das Thema durch Rabbiner Dr. Walter Rothschild, die – daran ließ er keinen Zweifel – auch von den jahrhundertelangen Erfahrungen von Antisemitismus und insbesondere dem Holocaust geprägt war. Es folgte ein rumänisch-orthodoxer Vortrag zum „Tagebuch der Freude“, dem die Verfolgungsgeschichte des späteren Mönchs Nicolae Steinhardt zugrunde liegt, der als politischer Häftling in einem sowjetischen Straf- und Arbeitslager der Securitate in Rumänien über sich hinaus wuchs.
Der Ökumenische Studienkurs hat sich das Ansehen einer einzigartigen europäischen Begegnungs- und Verständigungsplattform erworben. Jenseits der offiziellen Strukturen und Netzwerke hat hier das Thema des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Europa in kultureller, konfessioneller und religiöser Vielfalt seinen wertvollen Resonanzraum.
Volker Napiletzki, verantwortlich für die ökumenische Studienarbeit
Die beiden Impulse lösten in der Gruppe einen Prozess aus, in dem nach und nach immer mehr Teilnehmende aus den beteiligten europäischen Ländern bekannten, wie sehr die Verwundungen aus dem zurückliegenden vergangenen Jahrhundert noch bis heute nachwirken. Es gab kaum Teilnehmende des Studienkurses, deren Familie nicht auf die eine oder andere Weise von Krieg, Flucht oder Verfolgung geprägt worden ist.
Volker Napiletzki, verantwortlich für die Ökumenische Studienarbeit: "Gut, dass der Studienkurs so vielfältig zusammengesetzt ist: Teilnehmende aus unterschiedlichen Altersgruppen, Ordinierte und nicht Ordinierte, hauptberuflich und ehrenamtlich für ihre Kirche Engagierte – von kirchenleitenden Amtsträger*innen bis zu jungen Studierenden – eine sehr gute und bereichernde Mischung, in der Hierarchien keine wichtige Rolle spielen und ein gleichberechtigtes Miteinander zum Selbstverständnis des Kurses gehört. Neben der Ernsthaftigkeit und dem wachsenden Vertrauen, das die Auseinandersetzung über die Rolle von Kirchen, Glaube und Religionen in unseren europäischen Gesellschaften prägte, waren die Erfahrungen von gemeinsamer Spiritualität und Gebet ebenso bedeutsam, wie der Spaß und die Gemeinschaft in der Kursgruppe – in dieser Mischung auch ein gelungener Ausdruck „Christlicher Freude“.
06.12.2023
ELKB/Napiletzki