Friedenstaube

Der Einsatz für den Frieden ist eines der wichtigsten Ziele der ELKB.

Bild: awmleer @ Unsplash

Konflikt und Frieden

Der Frieden ist kein Postkartenidyll

Claudia Kuchenbauer, Leiterin der Arbeitsstelle kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung und KDV-Beratung zum Thema Frieden in heutigen Zeiten.

Wenn ich über Frieden nachdenke, fällt mir eine Geschichte von Paolo Coelho ein. Er erzählt von einem Wettbewerb der Friedensbilder. In die Endauswahl kommen zwei Bilder. Das eine voller Harmonie: ein ruhiger See, Berge, weiße Wölkchen am blauen Himmel, ein kleines Haus mit offenen Fenstern und einem rauchenden Schornstein. Das andere Bild zeigt ebenfalls Berge, doch diesmal raue, mit spitzen Gipfeln und steilen Hängen, darüber ein düsterer Himmel mit dunklen Wolken voller Blitze, Hagel und Regenfluten. Dieses Bild ist ganz anders als die anderen. Doch in einer Felsspalte ist ein Vogelnest zu erkennen. Dort, mitten im Heulen des Sturmes, sitzt ruhig eine Schwalbe. Dieses Bild gewinnt. Die Jury erklärt: „Frieden ist nicht daran gebunden, dass es keinen Lärm, keine Probleme, keine harte Arbeit gibt, sondern an unsere Fähigkeit, selbst in den widrigsten Situationen die Ruhe in unserem Herzen zu bewahren. Dies ist seine wahre und einzige Bedeutung.“

"Frieden, das ist die Qualität eines Ortes, an dem man leben kann. Denn an Kriegsorten kann man nur überleben."

Claudia Kuchenbauer

Die heillose Welt und der Frieden

Unsere Welt ist keine heile Welt. Frieden ist trotzdem möglich. Nicht als Postkartenharmonie. Frieden, das ist die Qualität eines Ortes, an dem man leben kann. Denn an Kriegsorten kann man nur überleben. Friedenssehnsucht ist also die Sehnsucht danach, dass wir miteinander leben können, uns entfalten, wachsen, blühen und duften, und zwar in einer schöpferischen und feiernden Gemeinschaft. Zu dem Zweck werden in der Friedensverheißung des Propheten Micha Schwerter zu Pflugscharen und Spieße zu Winzermessern umgeschmiedet - aus Kriegswerkzeugen werden Arbeitsgeräte, die Getreide für Brot schaffen und Reben für Wein ernten, damit Menschen essen und feiern können, vielleicht Gottesdienst als Friedensmahl um Brot und Wein.

Arbeitsstelle kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung und KDV-Beratung

Die Arbeitsstelle kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung und KDV-Beratung engagiert sich in den Arbeitsbereichen Konfliktprävention und Konfliktbearbeitung (Mediation), Friedensarbeit mit seinen vielen Facetten und der KDV-Beratung.
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Ambivalente Wirklichkeit

Krieg soll nach dem Willen Gottes nicht sein, so formuliert es der Ökumenische Rat der Kirchen im Jahr 1948. Der Mensch dagegen, verstrickt in seine Wünsche und Bedürfnisse, schätzt das Leben oft gering, auch sein eigenes. Wir leben in einer ambivalenten Wirklichkeit. Einerseits sehnen wir uns nach Frieden, ganz besonders in diesem Krieg, den wir gerade mit all seinen lebenszerstörerischen Auswirkungen erleben. Andererseits stoßen unsere Gedanken an Grenzen: Was kann man im Krieg tun, ohne gleichzeitig selbst Leben zu zerstören? Die ganze Diskussion um Waffenlieferungen und Verteidigung redet sich in dieser Sackgasse wund. Nichtstun lässt die Opfer allein. Wer kennt den richtigen Zeitpunkt zum Reden?

Die Friedensaufgabe

Das Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ ist nicht einfach eine Handlungsanweisung, sondern eine Vision, eine Verheißung. Vielleicht kann man lernen, die Ruhe im Herzen zu bewahren und, wie das Friedensbild empfiehlt: Nester bauen. Leben achten. Gemeinschaft fördern. Das ist die Friedensaufgabe für uns alle: Für uns Einzelne, für die Kirche, für die Gesellschaft. Und als Christen können wir sicher sein: Gott ist ein Freund des Lebens. Er geht mit auf dem Weg des Friedenlernens und schenkt uns seinen Frieden, höher als alle Vernunft.

26.01.2024
Claudia Kuchenbauer

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Hans-Martin Gloël

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