Gerechtigkeit soll die Globalisierung kennzeichnen – das wünscht sich die ELKB.
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Leben in der einen Welt
Eine Frage der Gerechtigkeit
Genau genommen gehört dieser Auftrag bereits zum Wesen der Kirche selbst. Kirche versteht sich als globale Kirche in der weltweiten Communio von Jesus Christus, immer schon.
Als die wirtschaftliche Globalisierung ihren Siegeszug antrat, forderten kirchliche Stimmen auch eine soziale und ökologische Globalisierung ein, eine Globalisierung der Liebe, wie es in der Enzyklika „Caritas in Veritate“ (Liebe in Wahrheit) anklingt. Denn sehr deutlich sichtbar wurden die sozialen Kosten, die an der globalen Werkbank zu tragen waren und immer noch sind. Auch die ökologischen Folgen unserer Wirtschafts- und Lebensweise werden immer spürbarer, besonders für die, die den Klimawandel überhaupt nicht verursacht haben.
Alle Länder sind herausgefordert, sich zu einer nachhaltigen Gesellschaft hin zu entwickeln, alle Länder sind „Entwicklungsländer“. Denn von einer Gesellschaft, die sich am Wohlergehen aller Menschen orientiert und gleichzeitig die planetarischen Grenzen berücksichtigt, ist man weltweit gefährlich weit entfernt.
Aus der Konzeption der Außenbeziehungen der ELKB, München 2019, S.18.
Inzwischen beginnt sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass öko-soziale Verantwortung nicht an Landesgrenzen endet. Als Kirche haben wir uns - gemeinsam mit vielen Gruppen der Zivilgesellschaft - stark gemacht für freiwillige Lösungen. Beim fairen Handel, einer Erfindung der kirchlichen Jugend, bezahlen wir freiwillig einen gerechten Preis, mit dem alle Beteiligten entlang der Lieferkette anständig leben können. Ähnlich bei den Geldanlagen: die Landeskirche legt ihre Rücklagen nach ethischen Kriterien an und nimmt gegebenenfalls geringere Renditen in Kauf, freiwillig.
Im Bewusstsein um die begrenzte Wirkung der Freiwilligkeit bei Gerechtigkeitsfragen, setzt sich die Kirche auch für gesetzliche Vorschriften ein. So soll die Initiative Lieferkettengesetz wenigstens ein Mindestmaß an einklagbarer Verantwortung von deutschen Unternehmen und deren Zulieferbetrieben sicherstellen. International unterstützt die Kirche zum gleichen Thema den UN-Binding-Treaty.
Dass weltweite Gerechtigkeit nicht durch milde Gaben an arme Länder erreicht werden kann, ist uns bewusst. Mit unseren weltweiten Partnerkirchen machen wir uns gemeinsam auf und suchen einen Weg zu einer nachhaltigen Zukunft. Walking side by side, das ist unser Bild einer missionarischen Kirche. Dieser Weg wird nicht ohne Einschränkungen, ohne Verzicht zu gehen sein. Die technischen Lösungen einer green economy werden nicht ausreichen, den Klimawandel zu stoppen. Auch als Kirche lernen wir neu Maß und Ziel, nachdem unsere Gesellschaft – und damit auch wir – zu lange maßlos gelebt haben. Gerechtigkeit in der Einen Welt beginnt immer auch bei uns, bei mir.
Jürgen Bergmann
Dr. Jürgen Bergmann leitet das Referat Entwicklung und Politik bei Mission EineWelt, dem Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Das Centrum pflegt Beziehungen zu lutherischen Partnerkirchen in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Pazifik und nimmt einen entwicklungspolitischen Bildungsauftrag in Deutschland wahr.
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25.01.2024
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