Mit der Vollversammlung beten, singen, feiern - zahlreiche Mitglieder der bayerischen Landeskirche waren in Karlsruhe dabei. Ein Film von Axel Mölkner-Kappl.
Ökumenischer Rat der Kirchen
Die Liebe Christi bewegt
Vielfältig, fromm, aber auch kontrovers war das weltweite Christentreffen, zu dem zusammen mit den Delegierten etwa 4.500 Gäste gekommen waren. Unter dem Motto: "Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt", standen große Themen wie Klimawandel oder der Krieg in der Ukraine auf dem Programm. Am letzten Tag wählte der neu ernannte Zentralausschuss seinen Moderator für die kommenden Jahre: Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Der überzeugte Ökumeniker folgt damit auf Agnes Aboum von der Anglikanischen Kirche von Kenia, die das Amt seit 2013 innehatte.Der Zentralausschuss ist das höchste Leitungsgremium des ÖRK zwischen dessen Vollversammlungen, die alle sieben Jahre stattfinden. Ihm gehören 150 Personen an. Er wird aus der Vollversammlung heraus gewählt, leitet die programmatische Arbeitet und führt die in der Vollversammlung angenommenen „Richtlinien“ aus. Dem ÖRK gehören 352 Mitgliedskirchen an, die mehr als 580 Mio. Menschen in über 120 Ländern in allen Teilen der Welt vertreten.
"Ein weitsichtiger Theologe"
"Heinrich Bedford-Strohm ist es als Landesbischof immer schon wichtig gewesen, die eigene Landeskirche mit der weltweiten Ökumene zu verbinden, das persönliche Glaubensleben immer mit weltweiter Verantwortung zu füllen. Wer könnte deshalb besser, mit mehr Kontakten oder mehr Erfahrung, in der Ökumene tätig sein als er?", fragte der Ständige Vertreter des Landesbischofs, Stefan Reimers, der als einer der esten im Namen des Landeskirchenrats gratulierte. Auch Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel beglückwünschte den neu Gewählten Vorsitzenden: "Heinrich Bedford-Strohm bringt als weitsichtiger Theologe und zugleich ausgleichender Moderator mit reicher ökumenischer Erfahrung und Kompetenz die besten Voraussetzungen mit, den Zentralausschuss im Sinne der Bestimmung des ÖRK zu leiten und im weltweiten christlichen Dialog für Hoffnung, Liebe, Gerechtigkeit und Frieden einzutreten.“
Beobachter:innen aus Bayern
Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium des ÖRK und zugleich die umfassendste Zusammenkunft von Christinnen und Christen weltweit. Sie tritt in der Regel alle sieben Jahre zusammen.
Neben Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Kilian Deyerl, Mitglieder der dreizehnköpfigen Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland, waren weitere Beobachter:innen aus der bayerischen Landeskirche dabei. Sie wollten wichtige Impulse aufnehmen und anschließend in ihren Aufgabengebieten in Bayern einbringen.
Stimmen der Beobachter:innen zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 2022
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„Die Liebe Christi ist keine Gefühlsduselei, sie ist eine Praxis: tatkräftig, verwegen, mutig, widerständig“, erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus im
Denn auch eine Liebe, die alles ertrage, alles glaube und alles hoffe, dulde nicht alles. „Liebe duldet keinen Angriffskrieg. Dem widerspricht sie. Wenn es Versöhnung und Einheit geben soll, dann nicht ohne diese Wahrheit. Um der Liebe Christi willen will ich glauben und hoffen, dass ein starkes Zeugnis dafür von Ihrer Versammlung ausgeht."
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Hintergrund: Der Ökumenische Rat der Kirchen
ÖRK, das heißt orthodoxe, anglikanische, protestantische, vereinigte und andere Kirchen sind weltweit gemeinsam unterwegs. Die Mehrzahl der Mitgliedskirchen kommt aus Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Pazifik. Die römisch-katholische Kirche ist kein Mitglied des Weltkirchenrats, hält aber enge Kontakte zu ihm und gehört den Kommissionen für Glaube und Kirchenverfassung sowie für Evangelisation und Mission an.
Morgengebet am 2. Tag der Vollversammlung mit Dr. Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt.
Vor mehr als 70 Jahren, 1948, fand die Gründungsversammlung des ÖRK in Amsterdam statt. Noch unter dem Eindruck der Leiden des 2. Weltkriegs war damals – auch heute hochaktuell - die zentrale Botschaft: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“. Ziel und Aufgabe des ÖRK ist es, das Streben nach der sichtbaren Einheit der Kirche („Einheit in versöhnter Verschiedenheit“) und das Engagement der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu stärken. Diese Anliegen wurden mit unterschiedlicher thematischer Fokussierung durch die Mitgliedskirchen aufgenommen und beispielsweise in den „Ökumenischen Dekaden“ programmatisch umgesetzt, beispielsweise durch die Ökumenische Dekade der Kirchen in Solidarität mit den Frauen (1988 bis 1998), die zum Ziel, die gleichberechtigte Mitwirkung von Frauen in Kirche und Gesellschaft zu fördern und gegen Sexismus zu kämpfen. 2001-2010 griffen viele Kirchen und Gemeinden die Dekade zur Überwindung von Gewalt auf. Das Leitbild des gerechten Friedens wurde entwickelt. Bei der 10. Vollversammlung des ÖRK in Busan 2013 wurde die Dekaden-Idee verabschiedet – stattdessen wurden die Mitgliedskirchen und alle Menschen guten Willens zum Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens aufgerufen. In Deutschland wurde daraufhin der Klimapilgerweg „Geht doch“ ins Leben gerufen.
Landesbischof Bedford-Strohm zum Vorsitzenden des Zentralausschusses des ÖRK gewählt.
Alle acht Jahre tritt die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zusammen. Zum ersten Mal in der über 70jährigen Geschichte des ÖRK fand dies in Deutschland, in Karlsruhe statt. Etwa 800 Delegierten aus 352 Kirchen und viele weitere Gästen aus aller Welt bilden die Vollversammlung der ökumenischen Bewegung, die so etwas darstellt wie die „Synode“ des Ökumenischen Rates der Kirchen.
Unter den 13 Delegierten, die deutschen Landeskirchen entsenden, waren auch zwei bayerische Vertreter: Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der Jugendsynodale Kilian Deyerl.
Gibt es den ÖRK auch auf Ebene der Kontinente bzw. auf nationaler Ebene? Ja – in Europa ist hier die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) zu nennen. Der nationale Kirchenrat in Deutschland nennt sich ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen). ACKs finden sich deutschlandweit, aber auch in den Bundesländern (z.B. ACK Bayern) und sogar auf lokaler Ebene. In den ACKs arbeiten die verschiedensten christlichen Kirchen einschließlich der römisch-katholischen gleichberechtigt zusammen.
17.10.2022
ELKB/Maria Stettner